Ein Dartverein in Apolda gerät in den Fokus einer MDR Investigativ- Recherche: Hinter der Fassade von “Factory Darts” versteckt sich offenbar ein Sammelbecken der rechtsextremen Szene.
Nach MDR-Recherchen zeigen Mitglieder und Besucher einschlägige Gesten - und der Vereinsvorsitzende Jeffrey W. ist bestens in Neonazi-Strukturen vernetzt.
Trotz der laut Satzung politischen Neutralität gibt es enge Verbindungen zu rechtsextremen Netzwerken in Apolda und Erfurt. Dient der Sport als Tarnung?
Das Clubhaus des Vereins “Factory Darts Apolda” befindet sich in der Stobraer Straße. Es ist äußerlich unscheinbar, mit verspiegelten Fenstern und Stickern versehen.
Über dem Fenster rechts neben dem Eingang prangt der Namensschriftzug.
Im Mai 2022 eröffnete das Clubhaus. Im August 2023 wurde aus dem Dartclub ein eingetragener Verein.
Vorsitzender ist Jeffrey W… Er und seine Partnerin betreiben das Tattoo-Studio “Loco-Artista” in Apolda. Beide sind bestens vernetzt in der dortigen Neonazi-Szene.
Sie zählen Mitglieder der “Kameradschaft Thüringen”, “Turonen” und “Garde 20” zu ihrem Freundeskreis: Neonazis und Rechtsextremisten, die im Drogengeschäft aktiv sind.
Kriminelle Parallelgesellschaft
Die Kontakte belegen unter anderem Fotos von Jeffrey W. und seiner Partnerin beim Rechtsrock-Festival “Rock für Deutschland”.
Das Tattoo-Studio “Loco Artista” hat sich auch durch Bekanntschaften mit anderen Tattoo-Studios wie “Bloodline Erfurt” und “Magoo Tattoo” hervorgetan.
Diese Studios sind bekannt für das Angebot von Motiven mit rechtsextremer Symbolik und werden regelmäßig auf Veranstaltungen der rechtsextremen Szene präsentiert, wie Fotos auf Social Media belegen.
Jeffrey W.s Schwester und seine Partnerin arbeiteten auch als Model für den Apoldaer Neonazi-Versandhandel “Nordrausch”. Besitzer ist Fabian K…
Mit was wird auf „Nordrausch“ alles gehandelt?
Auch der Versandhandel “Das Zeughaus” und der “Strike Back Shop” gehören ihm.
„Zeughaus“ wäre ein guter Name für ein Bordell
Nach Recherchen des “Spiegel” war er ein mutmaßlicher Vertrauter des NSU-Helfers Ralf Wohlleben und bis 2012 am “Strike Back Shop” beteiligt.
Neben Jeffrey W. haben auch andere Mitglieder des Dartvereins offensichtlich enge Kontakte zur rechtsextremen Szene.
Fotos und Aussagen deuten darauf hin, dass der Verein von Personen besucht wird, die mit verfassungswidrigen Tätowierungen und einschlägigen Symbolen auftreten.
Zu den regelmäßigen Besuchern des “Factory Darts”-Clubhauses zählen Benjamin M. und Dominik K. Beide haben nach ihren ersten Teilnahmen an rechtsextremen Demonstrationen ihren Weg in die Parteistrukturen des “Dritten Weg” gefunden, einer rechtsextremen und neonazistischen Kleinpartei, die sich als radikale Alternative zur einstigen NPD versteht.
Treffen sich zwei Rechte bilden sich drei Terrorgruppen
Wenn extrem Rechte in Sportvereinen aktiv seien, bestünden in der Regel zwei Gefahren, sagt Felix Steiner, Sprecher der Mobilen Beratung in Thüringen (Mobit).
Die Organisation berät und unterstützt Projekte in Thüringen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Verschwörungsideologien. “Grundsätzlich geht von allen Vereinen, in denen extrem rechte Aktivisten offensiv aktiv sind, die Gefahr aus, dass extrem rechte Ideologie normalisiert wird und Menschen, die bisher noch nichts mit der extrem rechten Szene zu tun haben, so Kontakte knüpfen und eben an die extrem rechte Szene herangeführt werden”, sagt Steiner.
Formal gibt die Satzung des Vereins vor, “politisch und konfessionell neutral” zu sein.
Es freut mich zu hören, dass es noch Räume gibt, in denen Protestanten und Katholiken gemeinsam Dart spielen können, ohne gleich den dreißigjährigen Krieg fortzusetzen
Diese Position steht jedoch im Widerspruch zu den dokumentierten Aktivitäten und der Zusammensetzung des Vereins.
Ich wusste es! Der Laden ist ein Trojanisches Pferd der gottlosen Protestanten, um unsere Fronten zu unterwandern
Auf öffentlichen Fotos von Vereinsaktivitäten zeigen Mitglieder mehrfach Handzeichen, die der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind. Dabei werden Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis geformt, während die drei übrigen Finger abgespreizt bleiben.
So liegt die Vermutung nahe, dass es sich um das rassistische Zeichen “White Power” handeln könnte.
Gewagte These
Jeffrey W. wies die Vorwürfe gegenüber MDR Investigativ zurück: Das gezeigte Handzeichen sei kein Symbol für “White Power”.
Stattdessen erklärte er, die Geste solle die Zahl Fünf darstellen, die sich auf Apolda und die Postleitzahl 99510 beziehe.
Kreativ
Im Nachhinein fügte er seiner Antwort hinzu: “Und Sie wissen doch genau, dass das Zeichen 503 GmbH heißt!”
Der Hinweis von Jeffrey W. auf die Verbindung des Handzeichens zur “503 GmbH” ist interessant. Unter diesem Kürzel veröffentlichte die “Saat des Bösen” - oder auch kurz “SDB” - früher Rap-Musik.
Die “Saat des Bösen” war als hochkriminelle, rechtsextremistische Gruppe bis etwa 2020 aktiv.
Alter, stell dir mal vor dir fällt diese echt kreative Ausrede ein und du vergisst dabei, dass dein Unternehmen (mutmaßlich) ebenfalls nach einem rechtsextremen Dogwhistle benannt ist
Er macht es einfach noch schlimmer
Mehrere Männer gründeten sie zwischen 2006 und 2009 in der Jugendstrafanstalt Ichtershausen. Die Gruppe war bekannt für ihr brutales und skrupelloses Vorgehen. 2020 wurden mehrere Mitglieder zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.
Jeffrey W. betonte, dass der Verein “Factory Darts” strikt unpolitisch sei: “Unser Verein ist unpolitisch und ausschließlich dem Dartsport verschrieben. Kleidung mit rechtsextremen oder linksextremen Symbolen ist bei uns verboten.”
Durchschnittlicher Zentrist
Er räumte jedoch ein, dass es schwierig sei, alle Gäste oder Freunde von Vereinsmitgliedern zu kontrollieren. Allerdings werde darauf geachtet, dass im Clubhaus keine extremistischen Ideologien vertreten würden.
Als Beleg für die Offenheit des Vereins verwies Jeffrey W. darauf, dass ein “dunkelhäutiger Spieler Mitglied im Verein ist.”
Ich habe ein Bingo
In seiner Antwort auf die Anfrage von MDR Investigativ, die er auch auf Instagram veröffentlichte, zeigte Jeffrey W. den Gruß der “Grauen Wölfe”.
Selbst die Faschos sind inzwischen Multikulturell
Diese rechtsextreme türkische Organisation symbolisiert mit der Handgeste eines Wolfskopfs ihre islam-konservative Ideologie eines türkischen Reiches. Jeffrey W. ließ eine Anfrage dazu unbeantwortet.
Für den Thüringer Verfassungsschutz bilden Apolda und das Weimarer Land “weiterhin keinen Schwerpunkt rechtsextremistischer Betätigungen in Thüringen. Einzelne Akteure, an denen sich die übrige Szene orientiert, sind hier maßgebend”, teilte die Behörde auf Anfrage mit.
“Das rechtsextremistische Mitglieder- und Anhängerpotenzial bewegt sich insgesamt im unteren dreistelligen Bereich.”
Nach Einschätzungen von Mobit stellt die Verbindung von Sportvereinen mit rechtsextremen Kreisen eine ernsthafte Gefahr für das gesellschaftliche Zusammenleben dar.
Laut Felix Steiner seien Symbole oft die ersten Anzeichen für extremistisches Klientel. "Sehe ich schon auf den Social-Media-Seiten der Vereine Menschen, die mit rechtsextremen Shirts oder Tätowierungen am Vereinsleben teilnehmen, ist dies meist ein erster Hinweis.
Aber der Betreiber hat doch gesagt, dass da keine Kleidung mit extremistischen Symbolen geduldet wird
Wenn man bereits aktiv am Vereinsleben teilnimmt, wird meist auch sehr schnell klar, ob Themen, die besonders von der extremen Rechten besetzt werden, hier eine zentrale Rolle bei Gesprächen spielen."
Der Dartverein “Factory Darts” aus Apolda nimmt aktiv am Spielbetrieb der privat organisierten Thüringer E-Dart-Ligen teil.
Die erste Mannschaft spielt aktuell in der 1. Thüringer Dartliga (1. TDL) und belegt dort den ersten Tabellenplatz. Die zweite Mannschaft tritt in der Mittelthüringer Dartliga (MTDL) an.
Die Verantwortlichen der beiden Ligen ließen die Anfrage von MDR Investigativ unbeantwortet. Der Vorsitzende der Thüringer Spielstätten, der Mittelthüringer Dartliga in Erfurt, in denen Jeffrey W. Veranstaltungen besucht, sagt dazu:
“Ich habe bei uns keine Rechten. Die zu uns kommen, die haben mit rechts nichts zu tun. Wir spielen alle zusammen Dart. Unsere Familien kennen sich, unsere Kinder spielen zusammen. Ich weiß nicht, was Sie meinen.”
„Ich habe bei uns keine Rechten“
Freut mich zu hören, dass er keine Menschen besitzt
Anders positioniert sich der Vorstand des Thüringer Dartverbandes (TDV), der dem Landessportbund Thüringen angehört.
Die Vorstands-Mitglieder betonen, dass jegliche Form von Extremismus mit den Prinzipien des Sports unvereinbar sei: “Als Prävention des Themas ‘Rechtsextremismus’ haben wir in unserer Satzung klare Werte/Grundsätze verankert, die jegliche Form des Extremismus einschließt. Diese Satzung und die darin eingeschlossenen Grundsätze erkennen die Mitgliedsvereine bei Aufnahme in den Dartverband an.”
„Zeughaus“ wäre ein guter Name für ein Bordell
Tatsächlich ein altmodischer Begriff für ein Waffenlager.
dass dein Unternehmen (mutmaßlich) ebenfalls nach einem rechtsextremen Dogwhistle benannt ist
Die Rechtspopgruppe heißt “503 GmbH”. Gibts auch auf Youtube. Der Dartverein ist bloß ein e.V.
(Aber nein … Machts nicht besser. Typ so blöd, dass er erst eine sinnvolle, aber trotzdem unglaubwürdige Ausrede schickt und dann noch eine Nicht-Ausrede nachschiebt.)
Treffen sich zwei Rechte bilden sich drei Terrorgruppen
Verdammt <3
Tatsächlich ein altmodischer Begriff für ein Waffenlager.
Oder allgemein Ausrüstung… Der Begriff ist auch neuzeitlich noch gebräuchlich, z.B. bei der Feuerwehr.
Darts ist neu. Bei einem Boxverein hätte man sowas ja irgendwie schon erwartet.