Man kann daher nicht, wie die Übermedien-Autoren es zumindest über weite Strecken nahelegen, rechtspositivistisch den Legalismus von Sellner, AfD und Teilnehmern des Treffens für bare Münze nehmen. Das, was die Autoren Correctiv zu Recht vorwerfen, nämlich es unterlassen zu haben, „dem Leser mit Blick auf Sellners Vergangenheit, seine Äußerungen oder sein Handeln zu erklären, was er ‚wirklich‘ meint“, leisten sie selbst auch nicht. Im Gegenteil: Sie verweigern es aktiv.
Denn nur dadurch können sie überhaupt zu dem Schluss kommen, es sei gar nicht belegt, dass es in Potsdam um die wie auch immer geartete Ausbürgerung, Ausweisung, Abschiebung, Entrechtung und Vertreibung von Millionen Menschen gegangen sei. Ein Blick in die Vergangenheit und Gegenwart rechtsextremen Denkens hätte – bei aller möglicherweise berechtigten Detailkritik an dem Correctiv-Artikel – ausgereicht, um diesen zentralen Befund als Nonsens zu entlarven.
Bezieht sich auf https://uebermedien.de/97285/der-correctiv-bericht-verdient-nicht-preise-sondern-kritik-und-endlich-eine-echte-debatte/
Ich fand die Kritik auch ziemlich verharmlosend und genau dem folgend, was die Extremisten ja mit ihrer Doppeldeutigkeit und Ungenauigkeit ständig versuchen: im Sinne von “Ach, das ist ja nicht so gemeint”, “das meinen die ja gar nicht so”, “er hat nicht genau das gesagt” bzw. aus dem Original “Wenig Handfestes”. Ja, aber gemeint ist es halt schon. Diese Hundepfeifen müssen entlarvt und nicht verharmlost werden.
Das ist so gut. Wenn man nichts tut ist es egal, aber wenn man etwas tut, dann “gibt es wichtigeres”. Es ist kein Verrennen, wenn man problematische Dinge kritisiert.