Das ist ein Begriff, zu dem jeder Mensch irgendwie eine Meinung hat. Manche lehnen es komplett ab, für andere ist es trauriger Weise das einzige, was ihnen Identität gibt. Was denkst du dazu?
Meine erste Annäherung wäre Heimat als Ort, wo ich mich wohlfühle. Mit dieser Definition gibt es die Heimat als einzelnes Ding nicht mehr, sondern alle Orte (wenn man es denn auf Orte beschränken will), an denen ich mich wohlfühle, wären meine Heimat. Ich hätte mehrere Heimaten, ob das jetzt bei meiner Familie, Freunden, netten Menschen irgendwo oder in einem Safespace ist. Safespace und Heimat wären mit dieser Definition auch sehr eng verwandt.
Hab’ die ersten 30 Jahre in der gleichen Stadt, am Rand des Ruhrgebiets, gewohnt, bin nur 1x umgezogen. Kannte mich gut aus und hab an sich das ganze Ruhrgebiet von Bochum bis Duisburg in nächtlichen Streifzügen erkundet, und mich immer wieder gefreut, nach Hause zu kommen. Dachte eigentlich immer, das sei wichtig für meine Ich-Konstruktion.
Dann bin ich umgezogen, erst in ein anderes Bundesland, dann in eine große, laute Stadt in der ich am Anfang keine der lokalen Sprachen sprach.
Da hab ich dann gemerkt das man zwar nicht verleugnen kann, wo man herkommt (kulturell, etc), das eigentlich aber auch gar nicht so wichtig ist. Hier mischt sich alles, auf 'ner Party mit 20 Leuten sind 11 Herkunftsländer vertreten, und das ist wunderbar.
Die unmittelbare Umgebung (so 200m Umkreis), in der ich aufgewachsen bin, ist mir immer noch lieb und teuer, und da meine Eltern gemietet haben, werd’ ich da irgendwann keinen Zugang mehr zu haben, was mich ein bisschen traurig stimmt. Aber trotzdem hab ich kein “Heimweh”.
Zu der lokalen autochtonen Kultur hab ich hier, am neuen Ort, nur bedingt Zugang. Mag sprachliche Gründe haben, oder auch das die Leute hier recht “stolz” sind und man schon viel Arbeit verrichten muss, um da rein zu kommen. Ist aber auch nicht so wichtig, bin eh’ ein bisschen Eigenbrödler, und hab auch mit einigen Leuten, mit denen ich früher 30 Jahre Tür an Tür gewohnt hab, nur 20 Worte im Leben gesprochen.
Auch in Deutschland wär nicht der Typ für 'nen lokalen Traditionsverein. Was es in der Richtung in der “Heimat” gab, hat mich auch nie so recht interessiert, und das was einem irgendwo “nahe” vorkam, hat sich mit etwas Abstand auch eher als Romantisierung herausgestellt (Bergbau war echt nie so toll, und sich mit “Glückauf” zu begrüssen auch 'n bisschen albern wenn mans so recht bedenkt).
Da wo ich jetzt wohne gibt’s dafür 'ne aktive Szene für das schräge Zeug das ich so mache (künstlerisch), an derem Aufbau und erhalt ich aktiv beteiligt bin. Insofern, manchmal muss man sich die Heimat einfach schaffen.
Ok, sorry, ist etwas ausgeartet, ist aber tatsächlich was, was mich manchmal beschäftigt.