Nach dem tödlichen Anschlag in Magdeburg, der Hauptstadt des Landes Sachsen-Anhalt, kommt es vermehrt zu rassistischen Angriffen gegen Migranten. Beobachter warnen vor einer rechtsextremen Mobilisierung in Deutschland.
Noch ist unklar, welches Motiv der Täter von Magdeburg für seine tödliche Fahrt über einen Weihnachtsmarkt hatte. Sicher ist nur: Er ist saudi-arabischer Staatsbürger und sitzt derzeit in Untersuchungshaft.
Wieso wird nicht die Ideologie erwähnt? Das vermittelt den Eindruck, der Täter sei Islamist
Aber bereits seit kurz nach der Tat hat die rechtsextreme Szene in Deutschland begonnen, gegen Migrantinnen und Migranten zu hetzen.
Das „aber“ wäre auch schriftstellerisch besser gewesen, wenn man erwähnen würde, dass er AfD-Fan ist
“Noch nie habe ich so eine feindliche und bedrohliche Stimmung erlebt”, erzählt ein Studierender der Fahrzeugtechnik in Magdeburg.
Das berichtet die Fachstelle für Gewaltprävention “Salam” in Sachsen-Anhalt.
Die Fachstelle berichtet also, dass ein Studierender etwas sagt? Krasser Mehrwert. Also ich glaube schon, dass das der Fall sein wird, aber es ist halt journalistisch schlecht.
Wäre es so schwer gewesen mal eben irgendeinen „Ausländer“ in Magdeburg zu fragen?
Der Verein beobachtet eine deutliche Zunahme von Vorfällen gegen Menschen, die von Rechtsextremisten als Ausländer markiert werden.
“Vermeintliche Migrantinnen und Migranten werden auf der Straße als ‘Terroristen’ ‘Verbrecher’ und ‘Pack’ beschimpft, teils geschubst und bespuckt”; heißt es in dem Bericht von “Salam”.
Die Bedrohung gehe soweit, dass sich migrantische Communities in WhatsApp-Gruppen und auf Facebook gegenseitig warnen und Menschen dazu raten, die Öffentlichkeit zu meiden.
Dass der Täter möglicherweise selbst eher eine islamfeindliche und rechtsextreme Einstellung habe, sei eine Paradoxie an der Situation, sagte der Radikalismusforscher Hans Goldenbaum von “Salam” im Mitteldeutschen Rundfunk. “Da zeigt sich die Wirkmacht dieses rechtsextremen Diskurses und wie abgedichtet er gegen die Realität ist.”
Seit dem Anschlag am vergangenen Freitag mobilisieren bundesweit rechtsextreme und neonazistische Parteien, Vereine und Einzelpersonen. Sie fordern die massenhafte Abschiebung von Menschen aus Deutschland.
Bei einer rechtsextremen Demonstration in Magdeburg am vergangenen Sonntag versammelten sich hunderte Neonazis. Dabei kam es auch zu Angriffen auf Journalisten.
Einer der Redner auf der Veranstaltung ist Thorsten Heise.
Der Neonazi-Funktionär ist mehrfach vorbestraft. Er hatte versucht, einen Flüchtling mit seinem Auto zu überfahren.
Videos von der Veranstaltung zeigen, wie Heise die Teilnehmer dazu aufruft, Vereine, Feuerwehren und Behörden zu unterwandern.
Journalisten und Beobachter berichten, dass die Teilnehmer daraufhin “Deutschland erwache!” brüllten. Der Ausspruch war die Losung der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler. Seine Verwendung ist in Deutschland strafbar.
Der Magdeburger Rechtsextremismusexperte David Begrich vom Verein Miteinander e.V. rechnet mit einer weiteren politischen Instrumentalisierung des Anschlags.
Die in Teilen rechtsextremen Partei Alternative für Deutschland hat baldige Großdemonstrationen in Magdeburg angekündigt.
Im Gespräch mit der DW kritisiert Begrich solche Veranstaltungen scharf. Kurz nach dem Anschlag mit fünf Toten und rund 200 Verletzten müssten die Opfer und die Betroffenen im Mittelpunkt stehen.
“Ich erlebe, dass große Fassungslosigkeit und Schockstarre in Magdeburg herrschen. Dieser Anschlag hat der Stadt eine tiefe Wunde geschlagen. Das geht auch in die persönliche Betroffenheit: auch Kollegen meiner Frau sind unter den Verletzten.”
Solange noch Menschen im Krankenhaus mit den Folgen des Anschlags kämpften, verbiete sich jede Instrumentalisierung, so Begrich.“Das Schicksal der Opfer muss jetzt im Mittelpunkt stehen. Die Aufarbeitung kommt danach. Die Stadtgesellschaft will keine Instrumentalisierung.”
Trotz aller Falschmeldungen, Gerüchte und Instrumentalisierungsversuche der folgenschweren Tat in den Sozialen Medien, erlebt David Begrich seine Stadt Magdeburg als ehrlich betroffen: “Die Stadt rückt zusammen”.
Vielleicht können Zeit und rbb bald eine Fortsetzung von „Himmelfahrtskommando“ drehen
https://www.zeit.de/video/2020-12/6213186723001/magdeburg-himmelfahrtskommando